Mythen über´s Rapfenangeln ?

Mythen über´s Rapfenangeln ?

26. März 2019 0 Von Markus Weik

Rapfen sind die Silberpfeile der Flüsse und vor allem bekannt für ihre gnadenlosen Einschläge in der Rute. Wahrscheinlich wird das (Spinn-)Angeln auf diese imposanten Raubfische daher auch immer beliebter. Ende März, Anfang April beginnt für gewöhnlich die Rapfenjagd, wenn die Wassertemperatur über sieben Grad steigt. Eine gute Zeit also, um sich jetzt mit dem Thema zu beschäftigen. Allerdings halten sich zum Rapfenangeln hartnäckig einige Mythen. In diesem Beitrag möchte ich diese entkräften, Euch nützliche Tipps geben und dazu ermutigen, anders und variabler als die meisten zu angeln. Wenn alles nach Plan läuft, dürftet Ihr öfter erfolgreich sein und diese tollen Raubfische regelmäßig auf die Schuppen legen.

 

Die Mythen

Mythos #1 – Rapfen beißen nur im Sommer

Im Sommer dominiert der Rapfen tatsächlich das Geschehen im Fluss. Dann platscht es laut, das Wasser spritzt, weil die Räuber sich kurz unter der Wasseroberfläche auf ihre Beute stürzen. Ab Ende September wird es dann zunehmend schwieriger, die Rapfen zu finden. Aber auch im Herbst und Winter kann man tolle Exemplare an den Haken kriegen. Allerdings ist man dann froh, wenn man überhaupt noch ein bis zwei Rapfen pro Tag fängt. Kurzum: Rapfen lassen sich das ganze Jahr über fangen, im Winter aber deutlich weniger und nicht so gezielt wie im Sommer.

Mythos #2 – Rapfen stehen ausschließlich in der Strömung

So der Irrglaube. Genauso stehen Rapfen in langsam strömenden Seitenarmen und Auen des Rheins sowie in und um Buhnenfelder. Weitere markante Hotspots sind außerdem Wehre, Natorampen, Brückenpfeiler, Spundwände und auch Hafeneinfahrten, Einläufe, Barschberge, Plateaus, tiefe Löcher und Inseln. Meiner Meinung nach ist die Strömung also nicht so entscheidend. Vielmehr kommt es darauf an, die Augen offen zu halten und Plätze zu finden, wo die Beutefischschwärme (z.B. Lauben) stehen. Das macht den Unterschied zwischen Erfolg und Misserfolg aus.

Mythos #3 – Rapfen bevorzugen das Flachwasser

Im Hochsommer kann man die Rapfen kaum übersehen, wenn sie auf Raubzug an der Oberfläche sind. Im Frühjahr, Herbst und auch im Spätsommer gehen die Rapfen auf Tiefe und stehen zwischen ein und drei Metern. Da bringt es nichts, auf und dicht unter der Wasseroberfläche zu angeln. Wer seine Köder auf Tiefe bringt, wird in dieser Zeit erfolgreicher sein.

Mythos #4 – Rapfen fängt man nicht in Serie

Hormone, Hormone, Hormone: Es ist wissenschaftlich erwiesen, dass Rapfen Stresshormone ausscheiden, die von Artgenossen wahrgenommen werden und sie vor Gefahr warnen. Oft fängt man ein bis zwei Fische, dann bleiben die Bisse aus. Dieses Muster kann man umgehen, indem man die Stelle wechselt und erst wieder nach 20 bis 30 Minuten zurückkehrt. Oft ist der Rapfenschwarm dann auch zurück am Hotspot und weitere Exemplare lassen sich zum Biss verleiten. Wenn die Rapfen im Fressrausch sind, kann es auch anders gehen. Meine Sternstunde habe ich im September vor zwei Jahren erlebt. Damals waren die Rapfen wie auf Droge: Zu zweit fingen wir 20 Minuten lang bei jedem Wurf einen Fisch. Dabei erlebten wir auch jede Menge Doppeldrills und konnten unser Glück nicht fassen. Solche Momente sind leider die absolute Ausnahme, aber unvergesslich!

Mythos #5 – Rapfen stehen auf eine schnelle Köderführung und lieben schlanke, kleine Beute

Nein, so einfach ist das nicht. Im Sommer mag das zutreffen, wie bei allen anderen Raubfischen auch. Ansonsten ist die Köderführung genauso vielfältig wie die Standplätze der Rapfen. Ich fische vor allem mit Crankbaits und das auch gerne mal im gemütlichen, gleichbleibenden Tempo. Beim Stop N‘ Go kommen die knallharten Einschläge dabei fast immer, wenn man den Köder wieder beschleunigt. So ähnlich ist es auch beim Jiggen, wenn man den Gummifisch nach oben zieht. Stellt man jagenden Rapfen nach, hat sich gezeigt, dass getwichte Wobbler oft überlegen sind, weil sie ein sterbendes Fischchen und damit einfache Beute simulieren.

Viele Angler glauben, dass Rapfen ausschließlich nur fingerlange Köder attackieren. Meines Erachtens angeln sie damit an den Räubern vorbei, weil in ein Rapfenmaul so einiges rein passt. Ich bevorzuge aus diesem Grund dickbauchige Wobbler und Gummifische zwischen zehn und 15 cm Länge. Ein Rapfen kann diese genauso weghauen wie kleinere Exemplare. Außerdem haben größere Köder entscheidende Vorteile: Sie lassen sich aufgrund des höheren Gewichts weiter werfen, in der Strömung besser führen und bringen in der Regel größere Fische.

 

Meine Lieblingsköder

Vielen Anglern sind ihre Köder heilig. Daher verlieren sie kein Wort darüber. Von diesem Ansatz halte ich nichts: Zum einen teile ich mein Wissen und meine Erfahrungen gerne und möchte anderen helfen, besser und erfolgreicher zu angeln. Zum anderen gehört mehr dazu, als nur den richtigen Köder an die Angel zu hängen, um einen Rapfen zu fangen.

Generell eignen sich viele Köder, um Rapfen zu überlisten. Für das gezielte Rapfenangeln haben sich bei uns am Rhein in den vergangenen Jahren fünf Kunstköder als besonders fängig erwiesen:

  • Rapala DT Fat (7 cm) 👉 Crankbait speziell für flache Gewässer und Spots. Die gedrungene Form verleiht ihm hervorragende Wurfeigenschaften
  • Berkley Juke (12,8 cm) 👉 Cranken, Twitchen, Schleppen: sehr vielseitiger Köder mit einzigartiger Aktion für beste Bissausbeute
  • Illex Diving Cherry (4,8 cm) 👉 Erreicht zwei Meter und ist damit besonders interessant für tieferstehende Räuber
  • Savage Gear 3D Bleak-Paddle Tail (13,2 cm) 👉 Die perfekte Laubenimitation mit druckvollem Paddelschwanz
  • Lunker City Shaker (11 cm) 👉 Geniale flankende Aktion, der große Schaufelschwanz spielt bereits bei langsamer Führung

Farben und Muster sind eine Wissenschaft für sich. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass knallige Schockfarben natürlichen Farben meist überlegen sind, unabhängig davon, wie trüb das Wasser und wie bewölkt der Himmel ist. Das liegt daran, dass Rapfen Sichträuber sind. Nachts ist die Farbe nicht so wichtig, da kommt es eher darauf an, dass der Köder richtig Radau macht.

Diese Köderauswahl ist natürlich nicht vollkommen und auch keine magische Wunderwaffe. Aber an vielen Tagen hat sie mich auch in schwierigen Situationen vor einem Schneidertag bewahrt und mir tolle Fische vor die Kamera gebracht.

Und die viel beschworenen Rapfenbleie? Ihr werdet Euch jetzt fragen, warum ich dazu kein Wort verliere. Die Antwort ist ganz einfach: An meinem Hausgewässer fangen diese Köder nicht. Ich will niemandem Rapfenbleie ausreden, aber weder meine Angelkollegen noch ich konnten damit bisher ordentliche Rapfen überlisten. Gleichwohl haben sie uns schon schöne Barsche und Zander gebracht. An Euren Gewässern mag das anders sein, also probiert es aus.

 

Extratipp: Unbedingt die Drillinge austauschen

Rapfen sind rabiat und machen beim Biss keine Gefangenen. Die Fische haben extrem harte Mäuler und sind voller Kampfkraft. Verbogene oder abgebrochene Drillinge kommen da oft vor, denn Standarddrillinge sind für solche Kräfte nicht gemacht. Entsprechend muss man die Fabrik-Haken durch stabilere Drillinge ersetzen. Dann gehen auch weniger Fische verloren!

 

Das Fazit…

Die Mythen zum Rapfenangeln werden überschätzt. Ich bin der Meinung, dass sich Rapfen ganz gut fangen lassen. Man trifft die Räuber an vielen Spots an und kann sie mit vielen unterschiedlichen Ködern und Angelarten überlisten. Wie immer gilt beim Angeln: Nicht verunsichern lassen! Vertraut in Eure Fähigkeiten und in Eure Köder. Und hört nicht so sehr auf die alten Mythen und das Anglerlatein von Kollegen. Ausprobieren ist die Devise: Wer variabel angelt, ist für jede Situation am Wasser vorbereitet, hat oft bessere Chancen auf einen der ersehnten Rapfen und wird auf Dauer erfolgreich(er) sein.

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